Im Blog www.blickontrast.ch/blog nimmt Patrik seine Leser auf die Abenteuer rund um sein Leben mit Pequinita, seiner Blindenführhündin, mit: Verpackt in Kurzgeschichten, die zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln animieren und immer mit einem Augenzwinkern zu lesen sind. Wir durften den beiden fiktiven Charakteren aus seinen Geschichten («Der Mensch» und «Der Hund») ein paar Fragen stellen. Viel Spass beim Lesen dieses etwas anderen Interviews mit autobiografischen und fiktiven Elementen aus dem wahren Leben.
Warten auf den Hund …
«Hund, kannst du bitte mal kurz zu uns kommen»? «Was gibt’s Mensch, bin gerade beschäftigt.» «Kirschstängeli futtern ist keine Beschäftigung, sondern eine Tätigkeit, lieber Hund.» «Lieber Mensch, ich muss nicht wirklich zu dir kommen, um über zwei Substantive zu diskutieren, zumal bei der Begriffserklärung Beschäftigung wie auch bei Tätigkeit jeweils das andere Substantiv als Erklärung gilt.» «Hund, lass die geschwollene Redensart und komm zu mir. Ich habe da jemanden, der uns gerne einige Fragen stellen würde.» «Netter Versuch, mich vom Konsum des herrlich duftenden Kirschwassers in leckerem Schokoladengewand abzulenken, Mensch!» «Bitte Hund, sonst muss ich mich wohl oder übel bei deinem Ausbildner beschweren.» «Immer diese Drohungen, da bleibt mir ja nichts anderes übrig, als zu gehorchen.» «Schön, der gute Vierbeiner bequemt sich freundlicherweise zu uns, wir können mit dem Interview starten.»
ANiFiT:
Warum hast du einen Blindenhund?
Der Hund:
Er hat die Erbkrankheit RP (Retinitis Pigmentosa). Die Sehkraft hat stark abgenommen und die Sicherheit im Alltag war wirklich nicht mehr gewährleistet.
Der Mensch:
Der erste Teil stimmt. Der zweite Teil natürlich nicht.
ANiFiT:
Bei was unterstützt du den Menschen überall?
Der Hund:
Pah, wie lange hast du Zeit? Die Liste meiner Tätigkeiten in Bezug auf die Unterstützung des Menschen ist nämlich unglaublich lang. Man könnte schon sagen, ich bin sein …
Der Mensch:
Ja ja, Vierbeiner, ist gut jetzt. Ich übernehme dann mal. Mein Blindenführhund hilft mir im Alltag, sicher durchzukommen. Dank ihm bin ich sicher, dass ich auch auf dem Trottoir unterwegs bin, die Strasse auch tatsächlich auf dem Zebrastreifen überquere. Er hilft mir beispielsweise auch, die Bushaltestelle zu finden oder den Eingang eines Geschäftes. Dies sind nur einige Fähigkeiten, welche mein Vierbeiner während seiner Ausbildung erlernen musste.
ANiFiT:
Wie merkst du, ob es deinem Hund gut geht?
Der Mensch:
Na ja, wenn ich wie eben vorhin nur ein Knistern und Schmatzen höre, weiss ich, es geht ihm gut. Dann ist er nämlich am Futtern seiner heiss geliebten Kirschstängeli … Spass beiseite, dies ist für mich natürlich optisch nicht ganz einfach. Beim Streicheln spürt man schon, wie der Vierbeiner gerade drauf ist und wenn ich ihn am Abend mit der speziellen Bürste pflege, taste ich ihn auch ab. Da bemerke ich dann beispielsweise im Sommer die Zecken oder sonstige Veränderungen. Mit der Zeit bekommt man aber auch ein Gefühl für den Zustand des Hundes.
Der Hund:
Pah, von wegen. Das einzige Gefühl, welches mein Mensch kennt, ist das Hungergefühl, dieses ist aber kurz nach 12.30 Uhr wieder vorbei …
ANiFiT:
Wie viele Kommandos kennt er?
Der Hund:
Mehr, als sich der Mensch da neben mir merken kann. Gut, das ist nun auch nicht schwierig …
Der Mensch:
Danke für die Blumen, Vierbeiner. Für die Führarbeit sind es in etwa 25 Befehle, welche fast ausschliesslich in Italienisch sind. Diese werden dem Vierbeiner auch über die Gestik beigebracht.
ANiFiT:
Wenn du den Hund ableinst, kommt er durch einen Pfiff zurück?
Der Mensch:
Gut, dass du noch auf den Freilauf zu sprechen kommst. Viele Leute fragen mich, ob der Hund neben der Arbeit auch mal einfach Hund sein könne und frei herumtollen darf. Dies ist sogar absolut notwendig und von der Blindenführhunde-Schule angeordnet. Beim Freilauf darf, muss der Hund auch frei seiner Nase nachgehen können. Dies erfordert dann auch von meiner Seite etwas mehr Konzentration. Ich muss voraushörend achten, wenn jemand kommt. Ich rufe ihn entweder mit dem entsprechenden Befehl zurück oder gebe einen Pfiff. Dies funktioniert in der Regel sehr gut. Mein Vierbeiner ist zum Glück keine Maschine und hat, wie du bemerkt hast, einen sehr, sehr dicken Schädel.
Der Hund:
Stimmt alles nicht. Ich weiche nie mehr als fünf Meter von meinem Menschen. Hund kann ihn nicht allein lassen, sonst …
Der Mensch:
Hund, du schweifst vom Thema ab. Das interessiert keinen …
Der Hund:
Das sagst du! Ich denke, sie interessiert es schon. Also ich sage dir, lässt man den Menschen einmal alleine, humpelt er danach wochenlang neben mir her oder das Blut verlässt den Körper des Menschen aus Öffnungen am Körper, wo eigentlich in aller Regel keine sein sollten …
Der Mensch:
So ein Quatsch, Hund! Wer hat vor einigen Tagen rumgejault, weil er vor lauter Dummtun in einen Dornenbusch stand?
Der Hund:
Nächste Frage?
ANiFiT:
Wie machst du das, wenn dein Hund das grosse Geschäft (kacken) erledigt?
Der Mensch:
Der Vierbeiner macht in der Regel sein Geschäft immer gleich zu Beginn des Freilaufes und fast immer an den gleichen Orten, je nachdem, in welche Richtung wir losziehen. Ich muss mich dann achten und ich stelle immer den Fuss seitlich in etwa auf die Höhe des Hinterteils des Hundes. Dies kann ich noch ganz knapp erkennen. Dann den Robby Dog Sack über die Hand streifen und … weg ist es.
Der Hund:
Da gibt es ausnahmsweise mal nichts hinzuzufügen.
ANiFiT:
Wie weisst du, wie viel Futter du ihm gibst?
Der Mensch:
Ich habe es mal mit jemandem abgewogen und dann nach einem Massbecher gesucht, anhand welchem ich nun genau weiss, bis wie weit ich diesen befüllen darf.
Der Hund:
Leider war der JEMAND etwas knausrig beim Wägen und darum ist es nun immer etwas wenig. Zumal ich eh viel lieber Kirschstängeli habe, welche aber in diesem Haushalt rationiert sind…
ANiFiT:
Was passiert bei Hundebegegnungen unter den Hunden und unter den Menschen?
Der Hund:
Die Spezies Mensch quatscht dann stundenlang …
Der Mensch:
Stimmt Hund, manchmal plaudern wir kurz. Die Hunde tollen dann zusammen herum. Es kommt aber auch vor, dass die Hunde es nicht miteinander können. Dann grüsst man sich kurz und geht weiter.
ANiFiT:
Ist er auch manchmal ein normaler Familienhund?
Der Hund:
Ich habe in dieser Familie die Funktion eines Bediensteten … das ist echt harte Arbeit um dieses Exemplar von Menschen …
Der Mensch:
Ja, vergleichbar mit einem Kind. Bekommt der Hund keine Kirschstängeli, kann er auch auf den Boden liegen und rumheulen.
ANiFiT:
Was wirst du immer und immer wieder gefragt.
Der Mensch:
Ist der Hund noch in Ausbildung? So viel zum Thema: kann der Hund auch einfach mal ein gewöhnlicher Familienhund sein. Er hat viel Temperament und viel Quatsch im Kopf. Wenn ich ihn aber brauche, ist er zur Stelle und macht einen hervorragenden Job.
Der Hund:
Ach, das habe ich ja so noch nie gehört. Kann ich dann gleich mal meine Entlöhnung einfordern? Im Vorratskeller hat es nämlich nur noch wenige Schachteln Kirschstängeli.
ANiFiT:
Wie schmeckt ihm ANiFiT?
Der Hund:
Mensch, ich wusste gar nicht, dass ANiFiT auch Kirschstängeli macht?
Der Mensch:
Wie du hörst, ernährt sich der Hund nicht wirklich ausgewogen. Wir arbeiten noch daran. Die Snacks, welche ihr habt, haben dem Hund auf jeden Fall schon mal sehr gemundet.
ANiFiT:
Vielen Dank für das Interview, die Kirschstängeli gibt ANiFiT natürlich nur in Menschenhand.
Mehr über Patrik Mäder (mit etwas weniger Ironie und Humor) bei SRF:
SRF bi de Lüt – Familiensache
SRF mitenand – Patrik Mäder spielt weiter Eishockey
ANiFiT Nachtrag: Der Hund erhält natürlich keine Kirschstängeli (Kakao und Alkohol sind für Hunde lebensbedrohlich). Warum Kirschstängeli, erfährst du im Blogbeitrag https://blickontrast.ch/aehnlichkeiten-teil-2/